Ist das Risikomanagement zunehmend „salonfähig“, weil man das kostenintensive Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen nicht mehr vollständig umsetzen kann?

» Artikel veröffentlicht am 07.11.13, von

Ist das Risikomanagement zunehmend „salonfähig“, weil man das kostenintensive  Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen nicht mehr vollständig umsetzen kann?

Manfred_KindlerIn einer kritischen Betrachtung stellt der Gerichtsgutachter und QM-Experte Manfred Kindler die nicht zu stoppende Regulierungswut der europäischen Kommission in Frage. Ausgelöst durch die letzten Skandale mit Medizintechnikprodukten soll nun das deutsche Medizinprodukterecht durch zwei europäische Verordnungen gewaltigen Umfangs ersetzt werden. Angesichts der bürokratischen Überfrachtung des Personals im Gesundheitswesen warnt er davor, dass durch eine Überregulierung die Grenzen der Umsetzbarkeit in den praktischen Betrieb längst überschritten worden sind.

Eine ständige Herausforderung stellt der Aufbau der erforderlichen Qualifikation  in den Aufsichtsbehörden, den Zertifizierungsstellen und deren Autoren dar. Die Fachkompetenz bei den Anwendern von komplexer Medizintechnik ist ebenfalls dringend verbesserungsbedürftig. Hier greift der Gesetzgeber trotz der enorm hohen Quote von Bedienungsfehlern aus Rücksicht auf die mächtigen Ärzteverbände nicht wirksam ein.

Als Alternative empfiehlt er die Rückkehr zu einfachen Grundregeln (die „Zehn Gebote der Medizintechnik“), die Besinnung auf die vorhandene Kompetenz und mobile casino Verantwortung der Anwender und Betreiber sowie deren stärkere Einbindung in das tägliche Geschehen, um wieder ein überschaubares Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Die Hersteller sind aufgefordert, die Bediensicherheit von gekoppelten Medizinprodukten stärker an die reelle Anwendungssituation auszurichten.

Die ständige Ausweitung der Regulierungen zielt an den wirklichen Ursachen vorbei. Hierzu ist vielmehr ein modernes Sicherheitsdenken und eine intensive Risikokommunikation über alle Disziplinen erforderlich. Nützliche Instrumente wie das Wissens- und Innovationsmanagement sind in Unternehmen schon seit langem etabliert. Sie sollten nun auch im Gesundheitssektor genutzt werden.

Siehe auch den Artikel ab Seite 18 in http://www.kma-online.de/fb/mm/files/3330_1.pdf

 

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