Ein „Weiter so“ gibt es nicht mehr!
Jahrzehntelange Versäumnisse der Politik haben fast alle deutschen Infrastrukturen heruntergewirtschaftet, nicht nur im Gesundheitswesen, wie sich während der Corona-Pandemie schmerzlich gezeigt hat. Die gewaltigen Herausforderungen an Reformen und Neuem Denken erfordern für die neue Koalitionsregierung eine Überwindung der bürokratischen Erstarrung und nachhaltiges Agieren weit über den bisherigen Tellerrand hinaus. Kommunen, Länder, Bund, Europa und sogar globale Allianzen müssen die historischen Abschottungen und Egoismen überwinden und mit vereinten Kräften die Aufräum- und Aufbauarbeiten leisten.
Der Tenor aller großen Gesundheitskongresse der letzten Monate ist einstimmig: So darf es nicht mehr weitergehen. Die äußerst blamablen Defizite Deutschlands in Bildung, Digitalisierung, Personalsituation und der Finanzierung im Gesundheitswesen müssen nun schleunigst aufgearbeitet werden. Dazu bedarf es mutige Entscheidungsträger, die sich nicht scheuen, ungeliebte Wahrheiten auszusprechen und den gut organisierten Interessengruppen schmerzhaft auf die Füße zu treten. Die Künstliche Intelligenz, wie sie als Heilsbringer kürzlich auch beim RKI als neugegründetes Institut am Horizont auftaucht, taugt dagegen nur als ein hocheffektives Werkzeug, aber nicht als Denkersatz und Handlungsalibi der Verantwortlichen.
Immerhin hat die EU nach ihren peinlichen Pandemie-Desastern einen Handlungsbedarf entdeckt und nach jahrelangem Nachdenken die Europäische Gesundheitsunion konzipiert. Finanziert werden soll sie in den nächsten sieben Jahren mit 5,3 Milliarden Euro durch das neue Programm EU4Health, unter anderem mit einer neuen Behörde namens HERA (Health Emergency Authority) für eine bessere Krisenvorsorge.
Es ist zu hoffen, dass sich dieser europäische Kraftakt nicht wieder in einer überbordenden Bürokratie verzettelt. An der Krisenfront ist regelmäßig die Eigeninitiative zur Selbsthilfe erforderlich, wie die Bürger während der Flutkatastrophe im Ahrtal mit dem Verzug der staatlichen Maßnahmen erfahren mussten: „Hilf dir selbst und anderen, nutze deinen gesunden Menschenverstand und warte nicht auf die offiziell Verantwortlichen.“ Diese bewährte Devise für schwere Zeiten hat sich wieder einmal bewährt
Jeder sollte sich jetzt persönlich mit seiner Erfahrung und fachlichem Netzwerk für die gemeinsame Schadensbegrenzung und Aufbauarbeit im Gesundheitswesen einbringen. Dazu müssen Brücken über die historisch gewachsenen Gräben der verschiedenen Disziplinen gebaut werden. Dann kann beim Zusammentreffen eine Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden.
Exakt mit dieser Vision und zu diesem Zweck haben Sie und Max Heymann mit einem Team von Verbänden 1998 das Krankenhaus-Kommunikations-Centrum gegründet. Lassen Sie uns gemeinsam diesen interdisziplinären Dialog führen und die vorhandenen Synergien nutzen. Ein entscheidendes Werkzeug steht also zur Verfügung.
Wir fühlen uns dieser, auch in unserer Satzung verankerten, Verpflichtung verbunden und rufen daher alle Akteure zu einem konstruktiven Mitwirken bei den Herforder Brückenbauer Tagen im April 2022 auf.
Dummheit ist nicht wenig wissen, auch nicht wenig wissen wollen.
Dummheit ist Glauben, genug zu wissen. (Konfuzius)