Ingo Nöhr zum Mai 2022: „Ich hab die MACHT!“

» Artikel veröffentlicht am 02.05.22, von

Die bestehende Weltordnung zeigt immer mehr Risse. Steht die angebliche „Zeitenwende“ wirklich schon vor der Tür, viel drastischer als sich unser Bundeskanzler das kürzlich vorgestellt hat? Zwei große Weltkrisen haben plötzlich unerwarteten Zulauf bekommen. Während die 26 Millionen Bewohner von Shanghai seit Wochen abgeriegelt im Omikron- Lockdown hungern und bei einer Infektion sofort in Lager eingesperrt werden, droht in Südafrika bei einer Verfünffachung der Infektionszahlen schon die fünfte Welle mit den neuen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5. Noch erleben wir in Deutschland zu 96% den BA.2 Virus, aber BA.5 wurde Ende April schon in jeder tausendsten Infektion nachgewiesen. Die Klimakatastrophe schlägt in Indien gerade mit einer Extremhitze von 50°C zu und verursacht beim zweitgrößten Weizenproduzent der Welt massive Ernteausfälle.

Und Möchtegernzar Putin zündelt neuerdings auch auf dem Balkan in Bosnien und Herzegowina, um dort seine Landsleute vor den angeblichen Nazis zu retten. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung fürchtet sich aktuell vor dem Ausbruch eines Atomkrieges.

Währenddessen stellen die hiesigen Autofirmen Audi, BMW und Mercedes ungerührt neue Automodelle vor: Kolossale SUVs mit drei Tonnen Gewicht, die von 544 PS und 100 kWh Akkus angetrieben werden und mit ihren Ausmaßen kaum noch in herkömmliche Garagen passen.

Kurzum: in geruhsamen Deutschland-Hotel ist gerade das „Do not disturb“-Schildchen von der Tür abgefallen und wir Schlafmützen werden unvorbereitet mit der brutalen Realität konfrontiert.

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Hallo Ingo. Die letzten Jahre habe ich dich mit deinem Gerede vom Phönix aus der Asche nach dem drohenden Zusammenbruch der alten Ordnung nie richtig ernstgenommen. Aber jetzt erlebe ich es hautnah: Respekt, Freundlichkeit und Zeit gibt es nicht mehr in der westlichen Welt. Viel schlimmer noch: der UN-Generalsekretär Guterres fliegt nach seinem Gespräch mit dem Kreml nach Kiew und Putin schickt ihm als Gruß aus Moskau fünf Raketen mit Bomben hinterher. Ich würde das als Mordversuch eines Psychopathen deuten. Meine vertraute Welt löst sich buchstäblich in Trümmern auf und verschwindet in Bombentrichtern. Diese unfassbaren Gräuel in der Ukraine – die Meldungen sind für mich nicht mehr auszuhalten.

  • Mein lieber Jupp, ich muss dir leider sagen, dass dahinter seit einem Jahrhundert eine grausame Strategie steckt. Im Sommer 1917 schrieb Lenin in seinem Vorwort zum Klassiker „Staat und Revolution“ den folgenden Satz: „Die unerhörten Gräuel und Unbilden des sich in die Länge ziehenden Krieges machen die Lage der Massen unerträglich und steigern ihre Empörung.“ Diese Wut kann man nutzen. Putin hat seit seinem Aufstieg zum Ministerpräsidenten 1999 konsequent alles unternommen, um die gefährliche Idee der Demokratie zu vernichten. Er hat Menschen nie ernstgenommen, sie waren für ihn immer nur Figuren auf dem Schachbrett und wurden eliminiert, wenn sie von Anfang an seinem Ziel im Wege standen – nämlich das russische Großreich wieder auferstehen zu lassen.

„Menschen werden eliminiert“, … sag mal Ingo, wie kannst du da noch ruhig bleiben angesichts der täglichen Horrormeldungen? Da kannst du doch nirgendwo mehr ein Fünkchen für deinen Optimismus finden. Zieht dich die Nachrichtenlage nicht auch immer tiefer runter? Da hantiert doch ein Irrer permanent mit dem roten Knopf für einen Atomkrieg.

  • Genau diese Horrormeldungen verursachen dein Problem der Schlaflosigkeit, Jupp. Du verfolgst permanent in den Medien die militärischen Nachrichten, die vielfach mit Kriegspropaganda vermischt sind. Es sind nicht immer objektive Tatsachen, was die Reporter berichten, sondern sie reissen dich mit ihren Emotionen mit. Du siehst es doch täglich in den Gesellschaften: die russischen Putin-Fans, bei uns die Querdenker-Szene. Timothy Snyder hat in seinem Buch „Über Tyrannei“ eine exzellente Analyse verfasst: „Tatsachen aufzugeben bedeutet, die Freiheit aufzugeben. Wenn nichts wahr ist, dann ist alles Spektakel.“

Ich weiß es ja, Ingo. Alles was in den Medien die Quote bringt, sind Eindrücke, Emotionen und Mythen – die alternativen Realitäten. Gute Nachrichten sind nicht interessant genug. Ich bin total überinformiert, leide aber immer mehr an meiner Handlungsunfähigkeit und bin dem Geschehen so hilflos ausgeliefert. Ich finde keine ruhige Minute mehr.

  • Ja, die Ruhe fehlt. Kannst du denn ein Buch in Ruhe noch zu Ende lesen? Wie groß ist momentan noch deine Aufmerksamkeitsspanne? Eine Twitter-Meldung weit? Snyder beschreibt präzise diese Methoden der Tyrannei: „Vor mehr als einem halben Jahrhundert warnten die klassischen Romane des Totalitarismus vor der Herrschaft der Bildschirme, der Unterdrückung von Büchern, der Beschränkung des Wortschatzes und den damit verbundenen Schwierigkeiten des Denkens. In Ray Bradburys Fahrenheit 451, veröffentlicht 1953, spüren Feuerwehrleute Bücher auf und verbrennen sie, während die meisten Bürger interaktives Fernsehen schauen. In George Orwells 1984, veröffentlicht 1949, werden Bücher verboten und das Fernsehen ist nicht nur ein Empfänger, sondern erlaubt es der Regierung, die Bürger die ganze Zeit über zu beobachten.
    In 1984 ist die Sprache der visuellen Medien in hohem Maße eingeschränkt, um der Öffentlichkeit die Begriffe zu entziehen, die man braucht, um über die Gegenwart nachzudenken, sich an die Vergangenheit zu erinnern und Überlegungen hinsichtlich der Zukunft anzustellen. Eines der Projekte des Regimes besteht darin, die Sprache noch weiter auszudünnen, indem man aus jeder neuen Ausgabe des offiziellen Wörterbuchs wieder unzählige Wörter streicht.
    Auf Bildschirme zu starren ist unvermeidlich; doch die zweidimensionale Welt ist wenig sinnvoll, wenn wir nicht über ein geistiges Rüstzeug verfügen, das wir anderswo entwickelt haben. Wenn wir die gleichen Wörter und Phrasen wiederholen, die in den täglichen Medien auftauchen, akzeptieren wir das Fehlen eines größeren Rahmens.“

Ich habe noch das Buch von Neil Postman von 1985 zuhause: „Wir amüsieren uns zu Tode“. Fernsehen wurde nicht für Idioten geschaffen – es erzeugt sie! Das schlug damals knallhart ein. Und was schlägt dein Snyder nun vor, was wir tun sollten?

  • Wie gesagt, lesen, mein lieber Jupp. Ich zitiere einfach weiter: „Um aber über einen solchen Rahmen zu verfügen, brauchen wir mehr Begriffe, und um über mehr Begriffe zu verfügen, müssen wir lesen. Also verbanne die Bildschirme aus deinem Zimmer und umgib dich mit Büchern. Die Protagonisten in den Romanen von Orwell und Bradbury konnten das nicht tun, aber wir können es – noch.
    Was soll man lesen? Jeder gute Roman belebt unsere Fähigkeit, über widersprüchliche Situationen nachzudenken und die Absichten von anderen zu beurteilen.“ Soweit Timothy Snyder. Ich befasse mich gerade mit Hannah Ahrendts Hauptwerk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, das Standardwerk der Totalitarismus-Forschung mit über 1000 Seiten. Sie untersucht darin die historische Entstehung und die gemeinsamen politischen Merkmale des Nationalsozialismus und des Stalinismus.   

Also Lesen statt Glotze gucken. Das lenkt sicherlich von der momentanen Weltlage etwas ab. Anstatt solcher wissenschaftlichen Wälzer bevorzuge ich aber lieber ein paar klassische Krimis oder gute Science-Fiction, wobei ich da die dystopischen Romane nicht mehr anfassen werde.

  • Ja, auch nicht verkehrt. Es ist aber wichtig, beim Lesen zu erkennen, was sich im Hintergrund der Geschehnisse abspielt. Hannah Ahrendt hat zur Zeit der Studentenbewegung Ende der 1960-Jahre auch ein Buch über „Macht und Gewalt“ geschrieben. Ich lernte daraus, dass das Menschsein ein ewiger Kampf um die Macht ist.

Na klar, der uralte Darwin’sche Kampf des Stärkeren, also des Mächtigeren: der Ehemann demütigt seine Frau, der Vater ohrfeigt das Kind, der Chef belästigt seine weiblichen Untergebenen, Lehrer und Priester missbrauchen ihre anvertrauten Kinder. Staatsmänner werfen Oppositionelle in Gefängnisse. Gib einem Underdog eine Waffe in die Hand, und er kann nun ohne ein Risiko mit stolzgewellter Brust den Stärkeren erschießen.

  • Ein Machtgefühl kann sich aber auch ohne Gewalt einstellen. Schau dir mal die positive Seite von Machtausübung an: Popstars füllen mit ihrer Musik riesige Arenen. Der Papst versammelt in Manila zwei Millionen Gläubige zu einer Messe. Fußballstars begeistern mit ihrer Ballkunst, Sportler gelangen mit Höchstleistungen an ihre körperlichen Grenzen.

Ja schön, Ingo. Aber der kleine Mann kann auch mit seinem Machtgefühl nerven: der Ordnungshüter, der mit Knöllchen gegen Falschparker vorgeht und der Beamte, der einen Antragsteller genüsslich warten und wie einen Bittsteller aussehen lässt. Presseredakteure zerstören politische oder persönliche Karrieren, Medienmanager entscheiden über den Aufstieg von C-Prominenten. Und die traurige Krönung im Gesundheitswesen stellt sicherlich der Krankenpfleger Niels Högel dar, der sechs Jahre lang auf der Intensivstation hunderte von Patienten umbrachte. Er entschied täglich wie ein absoluter Tyrann über Leben und Tod.

  • Aber du siehst in unserer Zeit, dass der Mächtige auch mit heftiger Gegenwehr rechnen muss. Die Unzufriedenen haben Mittel und Wege für eine Gegenmacht entwickelt: die Pegida gegen die Flüchtlingspolitik, die AfD gegen den Euro, die Querdenker gegen den Masken- und Impfzwang. Die Reichsdeutschen ignorieren die deutsche Staatsmacht und kämpfen gegen eine obskure BRD GmbH.

Die Reichsbürger lassen sich vom verhassten Staat aber gerne die Rente auszahlen, so wie die Querdenker gut von Hartz 4 leben, nur mal angemerkt, Ingo. Apropos Gegenmacht: nicht zu vergessen die Viren, die unserer etablierten Gesellschaft schwer zu schaffen machen: der Corona-Virus stürzt die Menschheit in ein Chaos und unsichtbare Computerviren erreichen dasselbe Ziel bei Institutionen aller Art. Gegen diese Gewalt ist kaum ein Kraut gewachsen.

  • Man darf auch nicht die Macht des geschriebenen Wortes unterschätzen. Emile Zola hat 1898 wegen eines Machtmissbrauchs einen offenen Brief an den Staatspräsidenten geschrieben, tituliert mit „J’accuse“. Er hat damit einen großen politischen Skandal ausgelöst und der Dreyfus-Affäre eine entscheidende Wendung gegeben. Und heutzutage hat Greta Thunberg durch einen simplen Sitzstreik an ihrer Schule die weltweite Bewegung „Fridays for Future“ gegründet.

Ja, ein einzelner Mensch kann tatsächlich viel bewegen, im Guten wie im Schlechten. Zivilcourage gegen Machtmissbrauch hätte ich mir aber bei den Teilnehmern an diesem berühmten Milgram-Experiment gewünscht. In der ersten Versuchsreihe waren damals zwei Drittel der Probanden bereit, einen angeblichen Schüler für falsche Antworten mit schweren Elektroschocks zu bestrafen, nur aufgrund des Machteinflusses des Versuchsleiters.

  • Richtig, Jupp. Es gab danach noch eine Steigerung: das Stanford-Prison Experiment. Einfache Menschen übernahmen Rollen als Wärter und Gefangene in einem fiktiven Gefängnis. Nach drei Tagen geriet das Experiment außer Kontrolle, weil einige Wärter sadistische Tendenzen zeigten und musste abgebrochen werden. Unter Druck werden normale Menschen zu Folterknechten. Diese menschlichen Verhaltensmuster zur exzessiven Ausübung von Macht sind möglicherweise auch die Ursache für die Grausamkeiten von Soldaten im Krieg. Der Lack der Zivilisation ist sehr dünn und bei Belastung wird er schnell brüchig.

Ich habe gerade ein Interview mit dem britischen Historiker Simon Sebag Montefiore gelesen. Beim Ukraine-Krieg kommt seiner Ansicht nach erschwerend hinzu, dass die geschichtlichen Vorbilder von Putin auch grausame Herrscher waren. Und dadurch sehr erfolgreich. Das dreihundertjährige Reich der Romanow-Zaren umfasste 1890 unter Nikolaus II. ein Sechstel der Erdoberfläche. Seit fünfhundert Jahren führten fast alle Zaren ein brutales Regime, welches Stalin dann im 20. Jahrhundert genauso menschenverachtend fortsetzte.  Putin will nun das Drehbuch der Romanows weiterführen und nach dem beschämenden Zusammenbruch der Sowjetunion „Ruhm und Ehre Russlands“ wieder herstellen. Und er ist ja in den Jahren seiner Regentschaft dank der Behäbigkeit des Westens immer wieder erfolgreich gewesen: Tschetschenien, Georgien, Syrien, Krim. Putins Lieblingszitat stammt von Zar Alexander III, der die erste Geheimpolizei einführte: „Ich brauche bloß zwei Verbündete: die Armee und meine Marine.“

  • Damit landen wir wieder bei Darwin und dem Recht des Stärkeren. „Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“ fand schon damals Mao Tse-Tung. Eine derartige Staatsräson führt zu unvorstellbaren Leiden, wenn sie unerbittlich durchgesetzt wird. In den zwölf Jahren, als Hitler und Stalin gleichzeitig an der Macht waren, wurden in den sogenannten Bloodlands, das sind Polen, Belarus, Ukraine, das Baltikum und Westrussland, vierzehn Millionen unbewaffnete Zivilisten ermordet, zusätzlich zu den Millionen Soldaten, die auf den Schlachtfeldern starben. Friedrich Dürrenmatt forderte folgerichtig: „Die Herrschenden müssen bewacht werden, nicht die Beherrschten.“

Aber Ingo, was können denn die heutigen Politiker einem solchen Regime entgegensetzen? Wir wollten die Minimierung von Kriegsrisiken mit der Strategie „Wandel durch Handel“ erreichen, getreu der Einsicht, dass sich jeweils gutverdienende Handelspartner nicht gegenseitig an die Gurgel gehen und ihr lukratives Business zerstören.

  • Ich glaube, unsere Politikerkaste hat viele Jahre lang mit dem hungrigen Blick auf die günstigen Öl- und Gaslieferungen aus Russland die permanenten Warnzeichen vor dem Putinschen Imperalismus ignoriert. Die Regierungen waren in dem guten Glauben, nach dem Herunterfahren der Atom- und Kohlekraftwerke mit Gas und Öl die Klimakrise meistern zu können. Deswegen übertrafen sie sich gegenseitig mit dem Werben um Putins Wohlwollen, geradezu blindlings. Der Klappentext zum Tyrannei-Buch von Timothy Snyder lautet: „Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam! So lautet die erste von zwanzig Lektionen für den Widerstand, mit denen Timothy Snyder die Bürger der Vereinigten Staaten auf das vorbereitet, was gestern noch unvorstellbar zu sein schien: einen Präsidenten, der das Gesicht der Demokratie verstümmelt und eine rechtsradikale Tyrannei errichtet.“ Es war gerade die Zeit, als Trump die Wahl gewann.

Putin war ja auch das Gegenbeispiel zum verhassten Donald Trump. „Ein lupenreiner Demokrat“ definierte ihn einst unser Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Dabei hatte Putin mit seinen fünften Kolonnen überall die Finger drin: 2008 beim Bankencrash, beim Brexit, im Syrienkrieg, bei der Trumpwahl, bei dem Widerstand der Querdenker – überall sät er im Untergrund systematisch ein Misstrauen in die Stärke der Demokratie und ihrer Institutionen. Aber wie kann man Putin nun wirksam stoppen? Die mittlerweile fünfte Phase der EU-Sanktionen hat die Verehrung des neuen Zaren in der russischen Bevölkerung anscheinend nur verstärkt.

  • Möglicherweise liefert Charles Baron de Montesquieu dazu eine Antwort: „Es ist eine ewige Erfahrung, dass jeder Mensch, der Macht in Händen hat, geneigt ist, sie zu missbrauchen. Er geht soweit, bis er Schranken findet.“ Die Drangsalierung des russischen Volkes beeindruckt Putin in keiner Weise, er sitzt mit seiner Kreml-Truppe ja gut versorgt in den Palästen und beobachtet amüsiert die finanziellen Krisen in Europa und den USA. Es braucht also ein überzeugendes Zeichen, dass es eine stärkere Macht als ihn gibt.

Aber welche denn? Die Großmächte USA und EU haben ihn bislang nicht sehr beeindruckt. Zudem hat er sich auf der letzten Olympiade mit der kommenden Weltmacht China verbündet und fühlt sich nun stark genug, das kommunistische System zum Sieg über den dekadenten Westen zu führen.

  • Na ja, die amerikanische Militärhilfe hat der Ukraine bislang das Überleben ermöglicht. Und die Europäer liefern nun schwere Waffen. Nein, ich meine den Cyber-War. Die Idee basiert darauf, dass Russland am Aufbau eines eigenen Internetsystems arbeitet, dem RuNet, um gezielt die „propaganda-schädlichen“ Einflüsse der westlichen Nachrichten und Social Media abzuschalten. Allerdings ist die russische Wirtschaft weiterhin auf die Teilnahme am weltweiten Internet angewiesen. Eine Empfehlung lautet, dass man als Warnung nur für wenige Stunden einmal das gesamte Land radikal vom Internet abschneidet – technisch ohne weiteres machbar. Für Putins Wirtschaft wäre das ein Super-GAU und die Abschaltung über eine längere Zeit würde zu einem völligen Kollaps aller systemrelevanten Geschäftstätigkeiten führen. Beispiel Nord-Korea. Die wirtschaftliche Schwäche Russlands ist die größte Gefahr für das Putin-Regime.

Ach, Ingo. Ein riesiges Nordkorea als unsere nächsten Nachbarn? Grauenhaft. Lass uns bitte dieses Thema beenden. Ich denke gerade daran, wie wir den größten Teil unserer beiden Leben ohne irgendein Internet und Handy ausgekommen sind. In ihrer Kolumne beim SPIEGEL empfiehlt die Redakteurin Sibylle Berg Kühe melken gegen die Dauerpanik: „Tiere machen guten Laune (wenn man sie nicht schlachtet).“  Sicherlich bringt statt der Milch von glücklichen Kühen jetzt ein gepflegtes Bier unser Fühlen und Denken wieder in eine bessere Balance.

  • Also Jupp, das hört sich tatsächlich nach einer guten Idee an. Lass uns das gleich in die Praxis umsetzen. Auf dass der Phönix-Vogel möglichst bald und glückverheißend aus seiner Asche aufsteigen kann. Prost.

 

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Ich fühlte eine tiefe Erleichterung. Endlich hatte ich die Macht über das Ganze und konnte Befehle geben. Ich hatte das Gefühl, mit dem Schicksal zu wandeln.

Mein ganzes vergangenes Leben schien mir jetzt nichts als eine Vorbereitung gewesen zu sein, eine Vorbereitung auf diese Stunde.

(Sir Winston Churchill)

 

Krieg ist zuerst die Hoffnung, dass es einem besser gehen wird,

hierauf die Erwartung, dass es dem anderen schlechter gehen wird,

dann die Genugtuung, dass es dem anderen auch nicht besser geht,

und hernach die Überraschung, dass es beiden schlechter geht.

(Karl Kraus)

 

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