Uwe Bettig, Hrsg. (2020): Kompetenzmanagement für die erfolgreiche Personalarbeit in der Pflege

» Artikel veröffentlicht am 23.11.20, von

Uwe Bettig, Hrsg. (2020): Kompetenzmanagement für die erfolgreiche Personalarbeit in der Pflege,

Heidelberg: medhochzwei.

256 Seiten. ISBN 978-3-86216-718-0, 49,99 EUR.

Themenstellung

Das Kompetenzmanagement in der Personalarbeit wird in Wirtschafts- und Dienstleistungs­unternehmen aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr zu etwas Selbstver­ständ­lichen. Die Personalarbeit stellt gegenwärtig und in Zukunft einem wesentlichen Er­folgs- und Wettbewerbsfaktor dar.

Will ein Unternehmen dauerhaft am Markt bestehen, müssen qualifizierte und engagierte Mitarbeiter*innen zur Organisation von Arbeitsabläufen und Verantwortlichkeiten zur Ver­fügung stehen. Dazu sind die Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Mitarbei­ter*innen aller Altersgruppen in der Form von Teamarbeit zu mobilisieren und für das betref­fende Unternehmen nutzbar zu machen Diese Maßnahmen werden als Kompetenz­management in der Personalarbeit zusammengefasst. Ohne Kompetenzmanagement in der Personalarbeit ist kein Unternehmen nachhaltig erfolgreich. Diese Grundsätze gelten prinzi­piell auch für die Gesundheitsbranche und insbesondere für die stationäre und ambulante Pflege im Gesundheitsweisen. Allerdings gibt es in der wissen­schaftlichen Literatur bis­her kaum kompakte Veröffentlichungen oder Mei­nungsäuße­rungen, wie ein Kompetenz­management für die erfolgreiche Personalarbeit in der Pflege im Gesundheitswesen mit sei­nen leistungs­wirtschaft­lichen Besonderheiten und in einer Zeit des ver­stärkten Alterungs­prozesses der Pflegenden wirk­sam entwickelt wer­den kann. Daher ist es erfreulich, dass ein Autor*innenkollektiv unter der Her­ausgeberschaft von Uwe Bettig, Professor für Betriebswirt­schaft und Management ge­sund­heitlicher und sozialer Einrichtungen an der Alice Salomon Hoch­schule Berlin, Mitglied des Krankenhaus Kommunikations Centrums e.V. Herford sowie aktives Mitglied im Wissen­schaftlichen Beirat der Vicenna-Akademie des Krankenhaus Kommunikations Centrum e.V. Herford ein Fachuch zum Kompetenz­management für die Personalarbeit in der Pflege im Gesundheitswesen veröffentlicht hat.

Das anwendungsorientierte Fachbuch geht vom Forschungsprojekt „Kompetenzbasiertes Personalmanagement zur Bewältigung des demografischen Wandels. Eine Einführung von Kompetenzmanagement in der Altenpflege“ aus, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Es setzt sich mit den speziellen Rahmenbedingungen der Per­sonalarbeit in der Pflege des Gesundheitswesens und seinen Ressourcen auseinander und vermittelt dem interessierten Leser die Zusammenhänge eines modernen Kompetenz­mana­gements in der Pflege im Gesundheitswesen. Das Autor*innenkollektiv ist den Fragen nachgegan­gen, ob und wie die Instrumente eines strategischen Herangehens an die Perso­nalarbeit in ihren unterschiedlichen Dimensionen er­fasst und mit welchen Handlungs­konzepten ein Kompetenzmanagement in der Pflege im Gesundheitswesen eingeführt wer­den kann.

Aufbau und Inhalt

Das vorliegende Fachbuch besteht aus fünf Einzelbeiträgen, die in sich abgeschlossen sind.

Im ersten Beitrag werden von einem Autor*innenkollektiv unter der Leitung von Uwe Bettig zunächst die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Pflege hinterfragt. Im Weiteren wenden sich die Autor*innen den höheren Anforderungen und Belastungen älterer Pflegekräfte zu. Es werden die Ziele und Aufga­ben beschrieben, wie ältere Mitarbeiter*innen durch eine altersgerechte Personalpolitik leistungswillig und leistungsfähig bleiben können. In diesem Zusammenhang werden in anschaulicher Form und allgemein verständ­lich methodische Handlungskonzepte zur Personalrekrutierung, zur Personalentwicklung, zur Arbeits- und Laufbahngestaltung sowie zur Gesundheitsförderung erläutert. Die Autor*ìnnen zeigen Ansatzpunkte für ein kompetenzbasiertes Personalmanagement in der Pflege im Gesundheitswesen auf. Die Autor*innen haben sehr sach­lich die Einführung von Kompe­tenzmanagement in der Pflege beschrieben. Sie er­läutern sehr gut und nachvollziehbar, wie ein betriebliches Kompetenzmodell in der Pflege entwickelt werden kann. Die Erörterungen werden mit Abbildungen ergänzt, die inhaltlich sehr gut gelungen sind. Schade, dass die Lesbarkeit dieser Abbildungen durch eine viel zu kleine Schriftgröße beeinträchtigt ist. Die Schrift kann nur mit einem optischen Hilfsmittel einwand­frei gelesen werden.

Im zweiten Beitrag entwickelt das Autor*innenkollektiv unter der Leitung von Uwe Bettig einen Leitfaden zur Entwicklung eines betrieblichen Kompetenzmodells für Unternehmen in der Altenpflege. Nach Klärung von Begriffen zum Kompetenzverständnis wird ein nachvoll­ziehbarer Prozess zur Einführung des Kompetenzmanagements vorgestellt und die einzel­nen Ablaufschritte ausführlich erläutert. Von besonderem Interesse ist, dass es Unterschiede in der Betrachtungsweise entsprechend der Größe einer Pflegeeinrichtung gibt. Mehrere gut gelungene Abbildungen zum Kompetenzmanagement für Unternehmen in der Altenpflege un­terstreichen die Ausführungen und machen sie für die Leser*innen direkt nach­vollzieh­bar. Der sich an­schließende Anhang mit der Erörterung der Kompetenzen mit Vorschlägen für entsprechende Verhaltensbeschreibungen dürfte bei den Leser*innen aus Gesundheitsein­richtungen ein besonderes Interesse finden.

Im dritten Beitrag wird am Beispiel der Diakonie Düsseldorf von Tina Quasdorf das Projekt“ Kompetenz fördern, Pflege leben“ vorgestellt. Die Autorin beschreibt die Projektziele und das methodische Vorgehen zur Entwicklung des Kompetenzmodells. Von besonderem Interesse sind ihre Darlegungen auf 12 Seiten zu den kompetenzorientierten Mitarbei­ter*innengesprächen, die sie mit Beispielen unterlegt.

Im vierten Beitrag wendet sich Helene Maucher den Kompetenz- und Wissensmanagement sowie dem Skill- und Grade-Mix in US-amerikanischen Hospitationskliniken zu. Einen be­sonderen Schwerpunkt bilden in ihren Darlegungen die Schlüsselkomponenten, Methoden und In­strumente der Magnet®krankenhäuser in den USA, die sich vor dem Hintergrund eines nationalen Pflegenotstands in den 1980er Jahren herausbildeten. Auf ca. 20 Seiten be­schreibt die Autorin wichtige Begriffe und theoretische Grundlagen zu den Magnet®krankenhäusern in den USA. Danach wendet sie sich zwei konkreten US-amerikani­schen Hospitationsklini­ken zu. Die Autorin setzt sich detail­liert mit dem Kompetenzmanage­ment und Skill-und GradeMix in den Hospitationskliniken im Fokus der Schlüsselkomponen­ten des Mag­net®modells auseinander. Von großem Interesse ist der von der Autorin vorge­stellte Theorie-Praxistransfer in die RKU-Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm und in der Sana Klini­ken AG. Die Anwendung des Kompetenzmodells wird überzeugend darge­stellt. Leider sind auch in diesem Beitrag die Abbildungen unleserlich, da die Schriftgröße viel zu klein gewählt wurde und die Schrift nur mit einer Lupe gelesen werden kann.

Der fünfte Beitrag ist sehr aktuell. Ein Autor*innenkollektiv unter der Leitung von Nils Dehe erörtert das Kompetenzmanagement und die Personaleinsatzplanung auf den Intensivstatio­nen des Sana Klinikums Offenbach, einem Krankenhaus der Maximalversorgung mit 900 Betten und mehreren Intensiveinheiten, unter Corona-Bedingungen in den Monaten März und April 2020. Die Autor*innen schildern, wie die Kapazitätserweiterungen der Intensivstati­onen in dieser Zeit erfolgten und wie die brisanten materiellen und personellen Erfordernisse gelöst wurden. Von besonderem Interesse ist die Beschreibung der Vorbereitung von zu­sätzlichen Mitarbeiter*innen für die pflegerische Versorgung auf den Intensivstationen.

Das Fachbuch enthält in allen fünf Beiträgen umfangreiche Literatur- und Quellenverzeich­nisse. Die Fachbeiträge sind mit Randnummern (Rn.) ausgestattet. Leider sind sie in den einzelnen Verzeichnissen nicht als solche gekennzeichnet.

 

Diskussion

Uwe Bettig greift mit der Problemstellung des Kompetenzmanagements für die erfolgreiche Personalarbeit in der Pflege im Gesund­heitswesen wesentliche Fragestellungen zur Siche­rung des künftigen Personalbedarfs in Krankenhäusern, Kliniken und Einrichtungen der sta­tionäre und ambulanten Pflege auf, die in den fünf Beiträgen des Fachbuches in der darge­stellten Art und Weise beispiel­gebend sind. Die Leser*innen erhalten einen fundierten Ein­blick in die the­oretischen und praxisbezogenen Grund­lagen des Kompetenzmanagements in Einrich­tungen des Gesundheitswesens.

Der zunehmende Personalmangel im Pflegebereich und die Forderung nach sehr guter Qua­lität bei medizinischen und pflegerischen Leistungen zwingt die Gesundheitsunternehmen kurzfristig neue Wege zu gehen. Die Einführung des Kompetenzmanagements in der Perso­nalarbeit sowohl in der Pflege als auch in allen anderen Tätigkeitsbereichen bildet dazu sehr gute Möglichkeiten. Die im Fachbuch vorge­stellte Kon­zeption des Kompetenzmanagements für die Personalarbeit in der Pflege im Gesundheitswesen ist geeignet, sie ohne größere Schwierig­keiten in stationären, aber auch in am­bulanten Einrichtungen des Gesundheits­wesens zu adaptieren. Hierzu vermittelt das vorlie­gende Fachbuch exakte Handlungs­empfehlun­gen. Mit Akribie und Sorgfalt wer­den die Methoden und Instrumente des Kompe­tenzmana­gements ohne Überbürokrati­sierung vorgestellt.

Das vorliegende Fachbuch bereichert sowohl die pflegerischen und medizinische Praxis als auch die Lehre an einschlägigen Hochschulen und Universitäten.

 

Fazit

Prof. Dr. Uwe Bettig

Uwe Bettig hat ein Fachbuch auf den Markt gebracht, dass für Führungskräfte und andere Fach­leute aus der Ge­sundheitswirtschaft, die Verantwortung für Pflegepersonal tragen, ein must have sein sollte. Auch für Lehrende an Hoch­schulen und Universitäten, die für die Ge­sund­heitswirtschaft wissenschaftlichen Nachwuchs heranbil­den, sollte es eine unerlässliche Lek­türe sein. Für die Studieren­den mit den Kompe­tenzbereichen Management und Pflege in der Gesundheitswirtschaft ist das Fachbuch ebenfalls von Nutzen, da es sich neben der fun­dierten fachlichen Information durch einen flüssigen und gut verständ­lichen Stil auszeichnet. Schade ist, dass nicht alle Abbildungen ohne Hilfsmittel gelesen und verstanden werden können. Diese kritischen Anmerkungen sollen aber nicht die inhaltlichen Darlegun­gen des vorliegenden Fachbuches schmälern.

Ich wünsche dem Fachbuch eine weite Verbreitung.

 

 

Rezensent:
Prof. Dr. rer. oec. habil. Herbert Schirmer

Ehrenpräsident des KKC – Krankenhaus Kommunikations Centrums e.V.

Ehrenpräsident des DVKC – Deutschen Vereins für Krankenhaus-Controlling e.V.

 

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